Interview Don PiGi
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Don PiGi Perini 2Das Angesicht der Pfarrei verwandeln

Interview mit Don PiGi Perini


Von Isabelle Cousturie

MAILAND, 22./23. April 2010 (ZENIT.org).- Jeder Getaufte ist von Jesus beauftragt, die Liebe Gottes zu verkünden, dazu braucht er jedoch Gebet und Freundschaft mit dem Heiligen Geist, sagte der leitende Priester des pfarrlichen Evangelisationssystems.

Don Pigi Perini, Pfarrer der Pfarrei St. Eustorgio in Mailand, ist der Vorsitzende der „Internationalen Organisation im Dienst der Pfarrzellen für die Evangelisation“,  die sich schon seit 22 Jahren mit dieser Evangelisierungsmethode dem Aufbau pfarrlicher Evangelisationszellen widmet. Im Mai dieses Jahres soll eine Konferenz über dieses System stattfinden.

Pater Perini ist davon überzeugt, dass „wenn ein Priester sich wirklich mobilisiert, dann werden die Gläubigen ihm freudig folgen.“

ZENIT sprach mit P. Perini über das bevorstehende Seminar und darüber wie diese Evangelisierungsmethode funktioniert. In diesem Artikel sollen Auszüge von diesem Interview gebracht werden.

ZENIT: Wovon handelt das anstehende Seminar?

P. Perini: [...] In diesem Seminar werden wir die „Oikos“-Methodik der Evangelisierung vorstellen, die für uns das entscheidende Markenzeichen in unserem Evangelisierungsplan ist.

Die „Oikos“-Methodik besteht in der Evangelisierung derer, die sich gewöhnlicher Weise im Nahbereich einer Person befinden: Verwandte, Freunde, Kollegen und Nachbarn: Sie sind die Empfänger der Verkündigung der Liebe Gottes.

Deswegen können wir sagen, dass alle dazu berufen sind, Jesus zu verkündigen, nicht  nur die Gottgeweihten, Priester oder Missionare, sondern alle, die durch die Kraft der Taufe beflügelt wurden. Sie haben von Jesus die große Sendung bekommen, die Liebe Gottes zu verkünden.

Jedoch ist die „Oikos“ Evangelisierung nur möglich, wenn die Evangelisierung von der Handlung des Heiligen Geistes durchdrungen ist. Wir sind nicht mehr als einfache und arme Instrumente in seinen Händen.

Evangelisierung ist zu allererst eine Verpflichtung zum Gebet: das ist der Grund dafür, warum in der Gemeinde von St. Eustorgio, und ich würde sagen in allen Gemeinden, in denen die Evangelisationszellen gegenwärtig sind, Eucharistische Anbetung angeboten wird.

In diesem Seminar werden wir von der Wirkung des Heiligen Geistes sprechen, wie    Papst Paul VI. in der Nr. 75 seines apostolischen Schreibens „Evangelii Nuntiandi“ schreibt: „Man könnte sagen, der Heilige Geist ist der Erstbeweger der Evangelisierung:   er ist es, der jeden antreibt, das Evangelium zu verkünden, und er ist es auch, der die Heilsbotschaft in den Tiefen des Bewusstseins annehmen und verstehen lässt.“

Gläubige, ja sogar Priester, müssen angeleitet werden, eine enge Beziehung zum Heiligen Geist zu pflegen und sich für sein diskretes und dennoch machtvolles Handeln zu öffnen.

Die Evangelisierungszellen sind darauf ausgerichtet, eine Pfarrei neu zu beleben, damit   sie auf diese Weise ihre wahre Identität neu entdecken und in allen Gläubigen missionarische Berufungen fördern kann, wie Paul VI. in Nr. 14 von „Evangelii Nuntiandi“ schreibt: „Evangelisieren ist in der Tat die Gnade und eigentliche Berufung der Kirche, ihre tiefste Identität. Sie ist da, um zu evangelisieren.“

Und Johannes Paul II. sagt in Nr. 33 von „Christifideles Laici“: „Weil sie Glieder der Kirche sind, haben die Laien die Berufung und Sendung, das Evangelium zu verkünden Aufgrund der christlichen Initiationssakramente und der Gaben des Heiligen Geistes sind sie dazu berufen und verpflichtet.“

Indem wir diesen Auftrag anerkennen, werden die Laien zum Sauerteig, dass das Angesicht der Pfarrei verwandelt.

All das könnte jedoch nicht erreicht werden, wenn der Priester sich seinerseits nicht definitiv und stark jenem öffnet, was seinem priesterlichen Dienst einzigartigen Wert  und seinen tausenden Aufgaben, zu denen er im Laufe seines Lebens gerufen ist, Einheit verleiht: die Frohbotschaft Gottes zu verkünden und Laienmissionare auszubilden.

Nur durch die Verwandlung einer Pfarrei in eine lebendige, evangelisierende Zelle kann  das Angesicht der Pfarrei verändert werden.

ZENIT: An wen richtet sich dieses Seminar und welches wird, im vergleich zu den Vergangenen Jahren, das Hauptthema sein?

P. Perini: Dieses Seminar richtet sich an alle Priester, die ihre Pfarrei erneuern und neue Wege der Evangelisierung kennen lernen wollen, um damit den Lehren des Papstes Folge zu leisten. Die Priester werden mehrere Laien in ihrer Gemeinde unterstützen, damit diese kleine Gruppe die antreibende Kraft in der Pfarrei ausmachen kann.

Dieses Jahr werden wir den Hauptschwerpunkt auf die Ausbildung derer legen, die dazu gerufen sind „Leiter“ dieser kleinen Gruppen, der Zellen, zu sein.

ZENIT: Die Methode der Evangelisierungszellen wurde offiziell im Mai vergangenen Jahres vom Heiligen Stuhl anerkannt. Hatte diese Anerkennung Auswirkungen auf den Wachstum und die Wahrnehmung dieser Evangelisierungsmethode in diesem Jahr?

P. Perini: Ja, viele Vorurteile sind dank der Anerkennung, die wir nicht beantragt haben, sondern uns vom Päpstlichen Rat der Laien gegeben wurde, verschwunden. Diese Anerkennung qualifiziert uns für den Handlungsplan der Universalkirche als solche und gewährleistet die Orthodoxie der Methodik aufgrund der spirituellen Ergebnisse und der Verbreitung, die sie bis heute gefunden hat.

Diese Anerkennung gibt dem Wunsch der Kirche Ausdruck, dass diese Methodik  fortgesetzt werde und bestätigt die Katholizität und pastorale Gültigkeit dieses Plans, der fähig ist, eine Pfarrgemeinde in der Tiefe zu erneuern und ihr eine missionarische Perspektive zu geben.

ZENIT: Gibt es seitdem neue Pfarreien, die sich dazu entschlossen haben, diese Methode zu übernehmen?

P. Perini: Ja, wir können hunderte, vielleicht sogar tausende Pfarreien in der Welt sehen, die diese Methode der Evangelisierung durch Zellen erfolgreich übernommen haben.

Im Dekret der Anerkennung steht: „Die Pfarrgemeinde ist das kirchliche Gebilde, in das    ein ganzes Zellensystem integriert ist. Seine Entwicklung in zahlreichen Ländern der     Erde zeigt die Gültigkeit dieser Methodik, die dem Aufruf Papst Johannes Paul’s II. zur Notwendigkeit einer Neuevangelisierung Antwort leistet: „neu in ihrem Eifer, neu in ihren Methoden, neu in ihrem Ausdruck“ zu sein. (Ansprache am 9. März 1983 bei der Versammlung der CELAM in Haiti.)

ZENIT: In diesem Jahr gab es für Sie einige bedeutsame Ereignisse. Können Sie etwas über die Zellen und ihre weltweite Ausbreitung sagen?

P. Perini: Seit dem Erhalt des Dekrets über die Anerkennung am 29. Mai 2009  entstanden in zahlreichen Ländern neue Initiativen.

Viele Gemeinden haben uns eingeladen, zu ihnen zu kommen und dieser Methode vorzustellen. Auch sind viele Priester und Laien zu uns gekommen, um unsere Aktivitäten kennen zu lernen.

Wir hatten eine wichtige und bedeutsame Erfahrung mit den chinesischen Gemeinden. Nachdem sie von dieser Methode der Evangelisation in der Pfarrei gehört hatten, nahmen sie im letzten Jahr am internationalen Seminar teil. Außerdem besuchten wir die Pfarrgemeinden von Brasilien und Venezuela, wo aus den bestehenden Pfarrzellen Hunderte neuer Zellen entstanden sind. Von Bedeutung war ebenso ein Seminar in Irland anlässlich des 20. Jahrestages des Bestehens der dortigen Pfarrzellen. An diesem nahm ich persönlich teilnahm.

Im vergangenen Januar trafen sich in St. Eustorgio die Animatoren der einzelnen Regionen und diejenigen, die die Zellen in den unterschiedlichen geografischen und sprachlichen Gegenden der Welt betreuen. Bei diesem Treffen wurde die internationale Webseite der Zellen ins Internet gestellt, als wichtiges Mittel der Evangelisierung.

Daneben wurde auf dem Treffen ein internationales Team für die Ausbildung von Leitern und Co-Leitern zusammengestellt. Darüber hinaus lassen uns diese Treffen wissen, auf welche Weise und in welchem Maße die Zellen weltweit verbreitet sind.

Gerade heute habe ich von der Erstehung von 17 Zellen in einer Pfarrei in Lettland erfahren und davon, dass 30 Personen aus dieser Pfarrei am nächsten Seminar vom 26.   bis 30. Mai teilnehmen werden.

ZENIT: In welchen Ländern befinden sich die meisten Anhänger dieser neuen Weise des Pfarreilebens?

P. Perini: In Frankreich, Belgien, Irland, Italien, Brasilien, Venezuela und in Ländern Osteuropas. Dort, wo die Pfarrgemeinden dazu neigen einzuschlafen, können die Zellen   zu einer Erneuerung der Priester und der Gläubigen verhelfen.

Durch Eucharistische Anbetung, die Ermunterung des Priesters und Bemühungen der Evangelisierung, das heißt der Durchführung der Evangelisierung durch die Mitglieder der Zelle und dem Leiter, können die Zellen das gewünschte Erwachen hervorrufen und die Pfarrei daran hindert, der schlafende Riese zu sein, von dem Kardinal Hume spricht. [...]

ZENIT: Ein Tag Ihres nächsten Seminars lautet „Der Priester der Neuevangelisierung“. Dies steht sicher im Zusammenhang mit dem von Papst Benedikt XVI. ausgerufenen Jahr des Priesters. Bitte erläutern Sie die Bedeutung dieses Tages.

P. Perini: Während unseres 21. Seminars, vom 26. bis 30. Mai ist der zweite Tag dem Thema der Priester gewidmet.

Dieses Thema ist deshalb von Bedeutung, weil die Neuevangelisierung nur dann ihr Ziel erreichen wird, wenn man sieht, dass die Priester, vom Heiligen Geist unterstützt, sich verpflichten, vorneweg mitzuwirken. Diese Dringlichkeit gilt für die ganze Welt.

[...] Auf der Tagung werden wir ermöglichen, eine Methode kennen zu lernen, die, wie es im Dekrets der Anerkennung durch den Päpstlichen Rates für die Laien heißt, „mit der Hilfe der göttlichen Gnade Gelegenheiten der persönlichen und gemeinschaftlichen Bekehrung bietet; wohl wissend, dass die Evangelisieren die eigentliche Berufung der Kirche ist; ein Bewusstsein, das an die Laien weiterzugeben ist, die aufgrund ihrer Zugehörigkeit zur Kirche, die im Sakrament der Taufe begründet ist, dazu berufen sind, das Evangelium zu verkünden, und dann gerufen sind, ihre Anbindung an die Pfarrei zu erneuern, so dass diese zu einer Gemeinschaft von begeisterten Gläubigen wird im  Dienst der Evangelisierung an den am weit entfernten Stehenden“.

ZENIT: Es ist nun ein Jahr her, dass der Päpstliche Rat Sie bat, die Fortführung dieser Evangelisationsmethode zu gewährleisten. Was empfinden Sie heute angesichts dieser herausfordernden Aufgabe in der Welt von heute?

P. Perini: Es erschreckt mich, weil mir eine Sendung anvertraut wurde, die jenseits  meiner Fähigkeiten liegt. Aber ich vertraue ganz auf den Heiligen Geist, der mir zu Beginn meiner Anwesenheit in St. Eustorgio durch Sprüche 16,3 antrug: „Befiehl dem Herrn dein Tun an, so werden deine Pläne gelingen“.

Es geht nicht um mein Projekt, jedoch darum mit der Hilfe der göttlichen Gnade Verantwortung zu übernehmen. Es ist die gleiche Aufgabe, die jeder Getaufte als seine eigene übernehmen muss und die Jesus bei seinem Abschied von der Welt der Kirche anvertraut hat.

Diese Entdeckung veränderte mein Leben radikal. Ich ließ viele Tätigkeiten und Hobbys, die, ohne ihre Gültigkeit zu bestreiten, ein Hindernis für mein Engagement als Priester  und Missionar hätten bedeuten können.

Im Jahre 1986 lernte ich in Amerika in der Pfarrei St. Bonifatius in Penbroke Pines unter der Leitung von Pater Michael Eivers eine neue Art der Gemeinde kennen, die mit brennender Liebe zu Jesus erfüllt war und die zu einer ihrer Berufung entsprechenden Evangelisierung fähig war. [... ] Das war für mich eine erste Bekehrung, die Schritt für Schritt zu einem Antrieb wurde, dem Grund meines Priestertums, bis zu dem Punkt, dass ich alle Aktivitäten der Gemeinde unter dem Gesichtspunkt der Evangelisierung sehe.

Aber je mehr ich über die Möglichkeit einer päpstlichen Anerkennung nachdachte, desto mehr fürchtete ich mich, zu kämpfen und meine ganzen Kräfte für die Verbreitung dieser neuen Evangelisierungsmethode trotz der zahlreichen Schwierigkeiten einzusetzen.

Das, was ich lebte, getragen durch die Kraft des Heiligen Geistes und durch die Eucharistische Anbetung, wirkte auf die Laien meiner Gemeinde ansteckend. Ihnen eröffneten sich neue Horizonte für ihren Einsatz am Aufbau des Reiches Christi unter den Menschen in ihrer eigenen Umgebung.

Die Verpflichtung, die mir die Kirche angetragen hat, vertraue ich wiederum mit großer Gewissheit dem Wirken des Heiligen Geistes an. Er wird diese Erfahrungen zu einem Erfolg einer neuen Evangelisierung führen.